Eine Schiffsratte geht RL-Segeln Part I

unsere New First Lady, eine Bavaria 33, im Außenhafen Stavoren
Da lag sie nun im Hafen von Enjoy Sailing in Lemmer am Ijsselmeer (Bild zeigt sie aber im Außenhafen Stavoren): unsere New First Lady vom Typ Bavaria 33, spitz an spitz aufgereiht neben ihren größeren und kleineren Schwestern. Ganz schön groß, immerhin 10 m lang. Das einzige Mal, dass ich im ersten Leben gesegelt bin, liegt über 20 Jahre her, auf einem kleinen Segelschiff auf dem Chiemsee. Dafür sind Uwe und Lutz, zwei erfahrene Skipper mit Bootsführerschein mit an Bord :-).  Den Bootsführerschein sollte man schon wirklich haben, sonst könnte man im Ijsselmeer doch einige Probleme bekommen.

Am nächsten Morgen ging es los: erst mal über Kanäle Richtung Stavoren – bischen mit dem Boot vertraut machen. Aber, wir konnten schon mal die Fock rausfahren und den einen Kanal hart am Wind hochsegeln. Maschine sollte aber auf den Kanälen immer Standby laufen. Dann die erste Brücke, mit 16 m Masthöhe kommt man schlecht durch. Also, Anlegemanöver durchführen, Knopf drücken, damit die Brücke irgendwann hoch geht. Gar nicht so einfach: die Fender sollten richtig hängen, das überschmeißen der Leine auf die Poller bereitet mir einige Probleme. Unter Maschine, Speed 0 Knoten will das Boot so gar nicht reagieren. Schlecht ist dann, wenn der Wind von der Kaiseite kommt. Die Steigerung der Anlegeproblematik dann in der Schleuse von Stavoren: große Rhein-Schubkähne schieben sich hinein und lassen nicht viel Platz für die kleinen Segelboote. Uwe und Lutz haben aber die Schleuse gut im Griff. Kaum ging das Tor zum Ijsselmeer auf, empfing uns stürmischer Wind mit recht strammen Wellen. Ich wußte gar nicht, wie mir geschah, meine Aufgabe war, die Fender im Bug des Bootes zu verstauen. Ängstlich hangelte ich mich an den Griffleisten wieder ins Cockpit. Jetzt eine kleine Tollpatschigkeit, und man liegt im Wasser. Sobald ich sicher im Cockpit angelangt war, wurde das Fog rausgezogen. Ein Drittel Tuch reichte, und die New First Lady stampfte mit 6,5 Knoten hart am Wind ins Ijsselmeer. Uwe erklärte mir nun, wie eine Wende in der Praxis durchgeführt wird. Wie die Seile auf die Winschen gelegt werden, wie die Kommandos lauten und erwidert werden, als das lernt man nicht in SL. „Klar bei Wende?“ „ist klar“ „ist klar“ – Uwe dreht die Fuhre in den Wind „über die Segel!“ nun mußte ich ziehen was das Zeug hielt. Als nix mehr geht, wird die 3.Schleife auf die Winsch gelegt und mit der Handkurbel noch paar Drehungen durchgeführt, bis die Fock richtig gespannt war. Irgendwie kamen die Wellen jetzt von der Seite, wir nahmen Kurs Richtung Makkum. Bischen mulmig wurde es mir im Magen. Gut, dass ich doch noch die Regenhose gekauft habe, denn einige Gischwellen platschten ins Cockpit. Dann wurde es mir richtig schlecht. Uwe meinte, ich sollte über Achtern wegkotzen, das macht am wenigsten Schmutz. Gesagt – getan, und mir ging es wieder blendend. Nur mit Fock und Tempo über 6 Knoten (7 Knoten ist die angegebene Bootsgeschwindigkeit) erreichten wir unser erstes Ziel, das idyllische Makkum unterhalb des Ijsselmeer-Dammes.

Das Team:
Uwe
Uwe
Lutz
Lutz
Ich
ich

Am nächsten Tag wollen wir nach Medeblick. Vermutlich kommt der Wind aus Westen, so dass Medeblick gut angesteuert werden kann. Morgens um 9 Uhr legten wir ab, nun sollte auch das Großsegel rausgeholt werden. Lutz und Uwe studierten die Technik. Begriffe wie „Traveller“, „Ratsche“ sind für mich Neuland. Einiges mußte ausprobiert werden, bis uns die Funktion klar war. Die Lady machte dies alles gut mit: eine zweite Bavaria 36 fuhr nun steuerbord voraus auf gleichen Kurs. Die müßte eigentlich schneller sein wie wir, da sie länger ist. Der Ehrgeiz packt uns, wir versuchen alles, um schneller zu werden. Segel reffen z.B., wie bei der Trudeau :-) und bald liegen wir vor der 36er.

unter Segeln
jetzt haben wir die 36 vernascht

Lutz meint, unsere Segel wären nicht ganz so gut, weil man bei einer Rollfock (Segel wird an der vorderen Leine aufgewickelt) keine Leisten verarbeiten könne. So haben viele Segelboote keine Rollfock und auch das Hauptsegel kommt nicht aus dem Mast wie bei unserem Boot. Ich denk mal, bei den Charteryachten wird die Aufmerksamkeit mehr auf Bedienkomfort als auf Performance gelegt. Im Fernglas erkennen wir nun viele kleine Segelspitzen – wir fahren genau auf eine Regatta zu.
Ein Fizzcup? sieht genauso aus wie in SL! wir fahren eine Wende, um der Regatta nicht in die Quere zu kommen.
Fizzrennen
und noch mal Fizzrennen

3 Gedanken zu „Eine Schiffsratte geht RL-Segeln Part I

  1. Schöner Bericht Manni,

    durfte auch schon einige wenige Törns mitmachen, vlielleicht bekomm ich ja auch mal was zusammen :)

    mfg Jori

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