Auf der Blake Sea ist zur Zeit eine ziemliche Flaute – es spielen zur Zeit mehr Schiffsratten Landwirtschaftssimulator 17. Nun – auf der Spieleplattform „Steam“ stoße ich auf das Spiel „Sailaway“ im Early Access – quasi eine Betaversion.
Also dieses Sailaway ist wie ein Stimorolbonbon. Man kann es lieben – man kann es hassen.
Die Palette von Nachteilen erwähne ich zum Schluß – in der Hoffnung, dass ihr weiterliest.
Da wäre erstmal die Map. Die EINE Map umfasst mal eben die ganze Erde – dürfte wohl reichen. Man kann damit also quer über die Ozeane segeln. Damit man auch sein Realleben leben kann, gibt es einem Offline-Modus. Dein Boot fährt dann entweder einen bestimmten Kurs, einen bestimmten AWA-Windwinkel oder nach einer Linie mit Waypoints, wobei das Boot nach steuerbord oder backbord abfallen kann.
Dann gibt es halt verschiedene Boote. Interessant sind nur 2. Der 50 ft-Performance Cruiser erinnert sehr entfernt an eine Volvo open 65. Aber damit fahren wir das Volvo-Open-Race Leg 4
Traveller, Großschot, Winschen, alles will bedient werden für den optimalen Trim
Das andere gute Boot ist die Mini Transat. Silber, falls du mitliest, es ist die Pogo, die in Travemünde lag. Die kommt der Sache schon sehr nah. Das Highlight an diesen Booten sind die umfangreichen Trimmöglichkeiten. 4 verschiedene Focksegel: Code0, Code4, Genaker und die normale Fock. Das Mainsegel kann gerefft werden. Die Segel werden mit den Fallleinen aus- und eingeholt, die Schotleinen holen dicht oder fieren, dann kommen Main-Traveller, Focktraveller, Unterliekstrecker, Cummingham und Achterdingenskirchen. Also man hat da schon ganz gut zu tun. Verschiedene Sichtoptionen gibt es auch, auch hohe Wellen. Alles findet in Echtzeit statt, abends sieht man Mond und Sterne. Auch Windschatten und selbstverständlich gefühlter Wind = AWA sind implementiert.
Wie Secondlife ist es auch eine Multiuserplattform. Man kann für sich alleine rumcruisen oder aber an Regatten teilnehmen. Genau wie in Secondlife mit Startlinien und Boyen. Es wird zwischen vom System und von Usern erstellten Regatten unterschieden. Ich wollte das Programm fast schon in die Tonne schmeißen, als ich mir die Vorankündigung vom Volvo Ocean Race (VOR) durchlas. Mal eben von Melbourne nach Hongkong. Ist bisschen länger als rund um Nautilus (Second Live). Gut, das mache ich mit. Die Kommunikation zwischen Segler und Rennleitung bei diesem Rennen läuft über den eingebauten Textchat oder den Teamspeak-Konkurenten Discord. Ist auch kostenlos und brauchbar.
Der Start war Sonntag der 4. Februar um 4 Uhr morgens. Schon geil, wenn ca 40 Segler gleichzeitig starten. Zunächst wurde ein überschaubares Startdreieck gesegelt, wo schon einige Duftmarken gesetzt wurden. Den Start habe ich ziemlich vergeigt, weil ich das Reff des Hauptsegel falsch eingestellt hatte. Konnte mich schon vorarbeiten und sogar einen Konkurrenten überholen. Doof ist , das die Boote keine Kollision haben, so kam es an den Bojen zu häßlichen Szenen. Nicht jeder hielt sich an die Segelregeln.
Nach der dritten Boje begann die eigentliche Reise – zunächst mal Richtung Osten viele Meilen bis zur nächsten Boje, die dann eigentlich auch quasi befahl, ostwärts um Australien zu segeln.
Zwischendurch hat Sailaway mal eben den Server gewechselt – mit einigen Fehlfunktionen bei einigen Seglern. Bei mir ist so gut wie nichts passiert, außer dass die Emailbenachrichtigung nicht mehr funktioniert. Dann kamen die Probleme mit dem Wind. Die Profis hier holen sich hierzu die Forecastdaten von Windy.com rein – nur dass die Sache nicht mehr richtig funktionierte. Ich selber hatte nur die aktuellen Winddaten benutzt – und hab mich da auf den ungefähren 7. Platz vorgearbeitet. Ungefähr, weil die Bestenliste nach Luftlinie berechnet wird. Ich weiß noch nicht, ob ich Papua-Neuguinea nördlich oder südlich nehme
Heute habe ich mich mal schlaugemacht und paar hilfreiche Tools aus dem Internet gefunden. Mit http://pirosail.ovh/?2d&marineid=10398-15137 könnt ihr sehen, wo wir gerade fahren. Ich fahre mit der „Gib Gas!“ natürlich als Manni Lusch und schlage mich ganz achtlich. Mittlerweile (12.Feb. 20:43 MEZ) segel ich mal stur nach Osten, um hoffentlich dann auf guten Wind zu treffen. Mal sehen, wann ich in Hongkong eintreffe.
Weitere Vorteile:
- läuft auch auf dem Mac
- Bedienung der Leinen per Maus oder per Tastatur oder per Gamecontroller
- Winden und Segel sind animiert
- Passable Fahreigenschaften in etwa auf Bandit-Niveau, aber…siehe Nachteile
- Man kann ein Boot offline fahren lassen, während man mit einem anderen fährt
- Man kann Crewmitglieder benennen, die es weiterfahren, während man schläft.
Aber leider diese fehlende Avatar-Eigenschaft. - Der Bootsname ist Race-ID
- keinerlei Simgrenzen oder Ähnliches
- relativ leicht zu erstellende Pfade zur Navigation. Boote können je nach Windverhältnissen vom Pfad abfallen.
Jetzt zu den Nachteilen:
- Küsten: graugrüne Pampe. Schöne Häfen: Fehlanzeige
Gelegentlich sieht man mal einen Wal oder paar Möwen oder sogar einen Leuchtturm! - Avatar: nein – somit kann ich auch kein Boot austarieren – für mich ein ganz großer Nachteil
- Bootangebote: eigentlich nur 2 ernstzunehmende
- Die Boote laufen fast stur geradeaus, auch bei mäßig ausgetrimmten Segeln. Das geht in SL schon mal besser
- Mods: nur wenige Farbmods für die Boote, aber man kann sein Boot selber einfärben.
- Keine inneneuropäische Seen wie zb. Bodensee
- keine Kollision: ein Boot kann durch ein anderes durchfahren. Ganz tolle Optik!
- Nur sehr bescheidene Race-Control-Möglichkeiten, man vertraut auf die Fairness.
- Für Early-Access (quasi eine Beta) ein ganz schön happiger Preis von 36,99 Euro bei Steam. Aber manchmal macht Steam auch Sonderpreisaktionen.
externe Tools, die einiges erleichtern und die per Internetbrowser aufgerufen werden:
- windy.com zeigt weltweit die Windverhältnisse an, auch als Vorhersage.
- pirosail.ovh zeigt die Positionen und bisherige Kurse aller Boote auf der Weltkarte, es kann ein Windlayer dazugeschaltet werden.
Meine subjektive Meinung:
Die Macher haben sich ein großes Projekt vorgenommen. Die ganze Welt als Multiplayer-Game!
Wahrscheinlich wird dieses Programm den Early-Access-Status nicht verlassen, weil vermutlich einfach das Geld und die Modder fehlen, die daraus eine großartige Sache machen könnten. Es ist ja schon einige Zeit am Markt. Es ist zu sehr independent, dass es wohl eine große Community finden wird. Im deutschen YouTube-Bereich wurde dem Programm ziemlich übel mitgespielt – aber hallo Leute! Es ist halt kein Mainstream-Spiel und wird es auch nicht werden.
Zielgruppe sind Segler, die vor allem Rennen fahren und sich dabei auf das Boot und die Konkurrenz konzentrieren wollen – denen es um das pure Segeln geht und kein Blick für schöne Küsten oder Second Life-Schnickschnack haben.
Ich mag es trotzdem, weil man schöne Regatten fahren und mal das Gefühl eines Long-Distance-Rennen nachfühlen kann. Wenn das Windsystem richtig mitspielt und wie geplant, noch Strömungen und Tiden eingebaut werden, dann könnte es noch etwas interessanter werden.